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MYTILINI - Archäologisches Museum Mytilini Lesbos

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2020-07-08 2020-07-08 08.07.2020

Die Archäologische Sammlung des Museums von Mytilini ist auf zwei Gebäude verteilt. Während der Altbau Funde aus prähistorischer bis römischer Zeit beherbergt, sind im Neubau die Funde der jüngeren Ausgrabungen in Mytilini ausgestellt, die überwiegend aus der Zeit zwischen dem 2. Jh. v. und dem 3. Jh. n. Chr. stammen.

Mytilini Archaeologisches Museum 0001
Archäologisches Museum von Mytilini

Der rechts des Eingangs gelegene Saal 1 enthält die spätneolithischen Funde aus der Agios-Vartholomeos-Höhle, die südlich von Mytilini an einer geschützten Stelle in Meeresnähe liegt. Es handelt sich überwiegend um handgemachte, einfach geformte Gefäße, von denen nur wenige verziert sind, wie der Stamnos mit den Rillen oder die Pyxis mit den dunklen Vertikallinien am Rand. Diese angedeuteten Verzierungen legen vom Drang der Menschen dieser frühen Zeit Zeugnis ab, sich unter Einsatz der geringen zur Verfügung stehenden Mittel künstlerisch zu betätigen.
Darüber hinaus sieht man in diesem Saal Werkzeuge und Schmuck von derselben Fundstelle.
Die beiden vereinigten Säle 2 und 3 links des Eingangs beherbergen die Funde aus der bedeutenden prähistorischen Siedlung Therme. Während der

Mytilini Archaeologisches Museum 0002
Archäologisches Museum von Mytilini

Bronzezeit haben auf Lesbos zwar zahlreiche Siedlungen bestanden, doch ist nur Therme systematisch ausgegraben worden und vermittelt uns ein vollständiges Bild vom Leben in dieser Zeit und von den Kontakten zur kleinasiatischen Küste.
Die Funde sind entsprechend den 5 Siedlungsphasen während der frühen Bronzezeit gegliedert (um 3000-2000 v. Chr.), die von den Archäologen mit lateinischen Buchstaben bezeichnet worden sind.
Die übrigen Ausstellungsobjekte dieser Säle stammen aus der mittleren und der späten Bronzezeit. Die Siedlung von Therme ist um 2400 v. Chr. aufgegeben und erst um 2000 wieder bewohnt worden. Die neue Siedlung war weniger bedeutend als die erste, und nachdem sie um 1200 v. Chr. durch eine Brandkatastrophe zerstört worden war, ist sie endgültig verlassen worden. Die Funde bestehen vor allem aus Keramik aus grauem und rotem Ton, die die Gefäße der vorausgegangenen Phase weiterentwickelt haben.
Die Ausstellung wird in Saal 5 im ersten Obergeschoss chronologisch weitergeführt, der Funde aus mykenischer und geometrischer Zeit enthält. Besonders hinzuweisen ist auf die Amphora mit gedrehtem Henkeln und die mit geometrischen Motiven bemalten Amphoren, die mehrheitlich vom griechischen Festland importiert sind. Die übrigen Objekte stammen vor allem aus den Städten, die während der äolischen Kolonisierung des 11.-9. Jhs. v. Chr. von Auswanderern aus Thessalien und von der Peloponnes auf Lesbos gegründet worden sind.
Diese Koloniestädte, wie Antissa, Mytilini und Methymna blühten auch in archaischer Zeit weiter. Beispiele der Keramik dieser Zeit sieht man im anschließenden Saal 6, darunter einen korinthischen Aryballos mit einer Sphinxdarstellung und eine schwarzfigurige Lekythos mit einer dionysischen Szene.
In Saal 7 sieht man Goldschmuck und Münzen von der Insel Lesbos von hellinistischer Zeit bis zum Mittelalter. Besonders beeindruckend sind die Goldkränze, die Anhänger und Ketten aus Edelstein.
Saal 8 enthält Funde aus klassischer Zeit vor allem aus der Nordnekropole von Mytilini, darunter eine rotfigurige Pelike mit der Darstellung von zwei weiblichen Gestalten, die ihr Haar mit einem Sakos genannten Tuch verhüllt haben. Der weibliche Marmorkopf stammt aus dem Theater von Mytilini. Trotz der Beschädigungen ist die hervorragende Qualität der Arbeit noch erkennbar; der Kopf ist dem bedeutenden Bildhauer Agorakritos zugeschrieben worden.
Im anschließenden Vorraum des Stockwerks (Saal 4) sind Beispiele der Koroplastik aus klassischer bis römischer Zeit ausgestellt. Die aus Matrizen genommenen Statuetten stellen z. B. Aphrodite und ein auf einer Kline liegendes Paar dar (aus der Nekropole der antiken Stadt Pyrrha); der bemerkenswerte Kopf einer weiblichen Statuette im Mantel stammt aus Mytilini.
Die beiden letzten Säle dieses Geschosses (9-10) enthalten Funde aus hellenischer und römischer Zeit. In Saal 9 sieht man u. a. Kantharoi der Gattung der sog. Westabhang-Keramik (benannt nach dem Westhang der Akropolis von Athen).
Unter den römischen Funden in Saal 10 ist besonders auf die Bleitäfelchen hinzuweisen, in deren Texten Personen verflucht werden.
Wenn man den Hof hinter dem Museum in Richtung auf den Hofbau durchquert, sieht man großformatige Architekturglieder, mit Reliefs geschmückte Altäre und einen gewaltigen Löwen aus römischer Zeit.
Die beiden Säle im Untergeschoss des Hofbaus enthalten Skulpturen, Architekturglieder und Inschriften aus archaischer bis römischer Zeit.
Der 1995 eröffnete Neubau enthält Funde aus dem hellinistischen und römischen Lesbos; außerdem werden hier Sonderausstellungen gezeigt. Das neue Museum ist nach modernsten Gesichtspunkten gestaltet und hervorragend beleuchtet.
Im Saal 1 des Erdgeschosses sieht man zunächst die Fußbodenmosaiken aus dem sog. „Haus des Menander“ aus dem 3. Jh. n. Chr. Eines der Mosaiken stellt den Dichter Menander dar, andere zeigen Szenen aus seinen Komödien Messenia, Egcheiridion, Sinnias, Sokrates und Kebes. Auf einem anderen ist Orpheus dargestellt, der die Tiere mit seiner Musik bezaubert.
Der rechts anschließende Saal 2 ist dem sog. „Haus des Telephos“ aus dem 2. Jh. n. Chr. gewidmet. Das Haus ist nach dem Mittelbild des Hauptraums benannt worden, auf dem Telephos und seine Mutter Auge an Land steigen, nachdem sie das Ägäische Meer durchquert hatten; die in diesem Saal ausgestellten Wandmalereien stammen aus demselben Haus.
Im Saal 3 sieht man reliefierte Votiv- und Grabstelen. Die meisten Grabstelen tragen Totenmahldarstellungen, des Mahls, das zu Ehren des Verstorbenen eingenommen wurde. Auf diesen Reliefs ist stets eine liegende Gestalt dargestellt, die den Verstorbenen wiedergibt; die übrigen Gestalten stellen die Verwandten dar.
Die Säle 4 und 5 enthalten Statuen aus späthellenistischer und römischer Zeit. In Saal 4 sieht man römische Kopien nach griechischen Originalen des 5. und 4. Jhs. v. Chr. Die kleine Statue der Aphrodite kopiert ein Werk des Phidias und der Aphrodite-Torso vielleicht ein solches des Praxiteles.
Im letzten Saal 6 sieht man Funde aus dem „Haus des Euripos“ aus dem 2.-3. Jh. n. Chr. Die Büste des Euripos schmückte die Mitte des Mosaiks des Atriums; des Weiteren sind die vier Jahreszeiten dargestellt. Vom Eingang stammt die eindrucksvolle Darstellung eines Ungeheuers.

Archäologisches Museum
Altbau: Argyri-Ephtalioti-Straße 7 Ecke Noemvriou-Straße 8
Neubau: Noemvriou-Straße 8
81100 Mytilini Lesbos

Copyright: Museen Griechenlands
Erevnites Edition
GR.OK.F.B.
M. Str.